Virginia Woolf… gelesen Teil 1!

Das erste Buch des Jahres 2015  habe ich fertig gelesen.

WoolfVoll mit Erwartungen, die sich nur aus dem Titel ergaben (ihr erinnert euch an den ersten Beitrag zu diesem Buch), aber ansonsten völlig ahnungslos habe ich begonnen zu lesen.

 

Und war gleich mal verwirrt. Ich gestehe, ich habe einen Roman erwartet. Was ich bekam? Eine Flut an Gedanken, die wiederum eigene Gedanken in mir auslösten. Es geht um Frauen und Literatur, die Ausbildungsmöglichkeiten, die vorhandenen Werke und Meinungen, die Geschichtsschreibung, die Schaffensmöglichkeiten von Künstlerinnen, die Art des Schreibens und Lesens, den androgynen Geist und immer wieder um die geistige Freiheit und die materiellen Dinge.

In sechs Kapitel gegliedert, greift VW (und damit ist keine Automarke gemeint) unterschiedlichste Fragen auf.

Im ersten Kapitel geht es um die Chancen von Männern und Frauen, die Gelegenheiten die Männer haben und Frauen nicht haben dürfen. Frauen durften sehr lange kein eigenes Geld haben. Nicht einmal erben durften sie Geld. Sie durften keine Universitätsbibliothek betreten ohne Empfehlungsschreiben. Sie durften im Haus sein und viele Kinder kriegen.

„Jedenfalls, wenn ein Thema höchst umstritten ist – und jede Frage zum Thema Geschlecht ist das – kann man nicht hoffen, die Warheit zu sagen. Man kann nur zeigen, wie man zu seiner Menung gelangt ist, welche es auch sei. Man kann seinen Zuhörerinnen nur die Gelegenheit geben, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen, während sie die Grenzen, die Vorurteile, die Abneigungen der Rednerin wahrnehmen.“ (VW, Ein eigenes Zimmer S 8)

Über ihr Studium der Literatur über Frauen berichtet VW im zweiten Kapitel.  Diese ist vorwiegend von Männern geschrieben – Frauen hatten ja auch fast keine Gelegenheit zu schreiben. Es wird viel geschrieben über Frauen und sie entdeckt unter M wie Männer eine Leere. Darüber wird nicht viel geschrieben. Die Literatur über Frauen ist sehr oft geprägt davon, dass auf der Unterlegenheit der Frau beharrt wird.

„Ohne Selbstvertrauen sind wir wie Neugeborene in der Wiege. Und wie können wir diese unwägbare Eigenschaft, die dennoch so unschätzbar ist, möglichst schnell erwerben? Durch die Überzeugung, dass andere Menschen einem unterlegen sind.“ (VW, Ein eigenes Zimmer S 37)

Sie entdeckt im dritten Kapitel, dass Frauen in der Geschichtsschreibung so gut wie gar nicht vorkamen.Und sie überlegt, ob Shakespare als Frau berühmt geworden wäre. All der Geist und das Genie hätten ihr nichts genützt – sie hätte es nicht nutzen dürfen. Sie fragt sich auch, ob wir solchen weiblichen Genies auf der Spur sind, wenn wir von Hexenverbrennungen lesen. Frauen wurden nicht ermuntert Künstlerinnen zu werden, im Gegenteil, sie wurden für ihre Versuche brüskiert, beschimpft und abgekanzelt.

„Die Geschichte des Widerstandes der Männer gegen die Emanzipation der Frauen ist vielleicht interessanter als die Geschichte dieser Emanzipation selbst.“ (VW, Ein eigenes Zimmer S 56)

Kleine aktuelle Anmerkung: Wenn man nach bedeutenden verstorben Persönlichkeiten 2014 sucht, erhält man eine Liste mit 65 Namen. Acht davon sind weiblich. Sollte ich also hier besser schreiben: In der Geschichtsschreibung kommen Frauen so gut wie gar nicht vor.

Im vierten und fünften Kapitel untersucht sie das Schreiben der wenigen Frauen. Wie darf, soll, muss weibliches Schreiben sein? Sie beurteilt, wägt ab und sie schätzt wert. Auch die weniger wertvollen Bücher werden geschätzt, da VW in Meisterwerken viele Jahre gemeinsamen Denkens sieht und keine einzelnen Erzeugnisse.

„Am Ende des 18. Jahrhunderts vollzog sich ein Wandel, den ich, wenn ich die Geschichte neu schriebe, in größerer Ausführlichkeit behandeln und für wichtiger erachten würde als die Kreuzzüge oder die Rosenkriege. Die Frau aus dem Mittelstand begann zu schreiben.“ (VW, Ein eigenes Zimmer S 65)

In diesen Kapiteln stellt sich mir die Frage, wie ich lese? Wie fühle ich ein Buch? Wie bewerte ich ein Buch? Welche Pflicht habe ich als Leserin? Kann man es überhaupt noch wagen zu schreiben? Ein Buch zu schreiben? Welche Pflichten hat man als Autorin?

Der androgyne Geist prägt das sechste Kapitel. VW überlegt, was ein androgyner Geist sei und ob es die wahre Kunst ist, androgyn zu schreiben.  Sie empfindet ihr Zeitalter als durchdringend geschlechtsbewußt und empfindet dies als Hemmung für die Literatur.

„Es ist tödlich, ein Mann oder eine Frau und nichts als das zu sein; man muss weiblich-männlich oder männlich-weilblich sein. … Es hört auf, fruchtbar zu sein. … Eine Art Zusammenarbeit muss zwischen der Frau und dem Mann im Geist stattfinden, ehe die Kunst der Schöpfung vollbracht werden kann.“ (VW, Ein eigenes Zimmer S 102)

Und sie fragt sich immer wieder, welche Wirkung Armut auf die Literatur hat. Ein armer Dichter hat nicht den Hauch einer Chance.

„Die geistige Freiheit hängt von den materiellen Dingen ab.“ (VW, Ein eigenes Zimmer S 106)

„Ich glaube fest, dass diese Dichterin, die nie ein Wort schrieb und an einem Kreuzweg begraben wurde, immer noch lebt. Sie lebt in Ihnen und in mir, und in vielen anderen Frauen, die heute abend nicht hier sind, denn sie waschen das Geschirr ab und bringen die Kinder zu Bett. (VW, Ein eigenes Zimmer S 111)

Und? Seit ihr mir bis hierher gefolgt?

Ich gebe zu, es war heut ein wenig mühsam. Der Versuch einen Einblick in das Buch zu geben und mir wichtige Passagen zu zitieren, ist ausbaufähig – ich weiß nur noch nicht wie.

Aber zu vieles ist noch nicht gedacht…

Darum gibt es bald Virginia Woolf… gelesen Teil 2!

 

Sag es weiter ......... Share on FacebookShare on Google+Tweet about this on TwitterEmail this to someonePrint this page

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert