Julia und Maya Onken… gelesen

Ein Briefwechsel!

Onken

Oh… und sehr privat. Ich hatte es fast vergessen. Die Bücher von Julia Onken waren immer schon sehr privat.

In 33 Briefen tauschen sich Mutter und Tochter über ihr Leben aus. Und das besteht – wie bei fast allen berufstätigen Müttern – aus Stress und aus dem Gefühl der Unzulänglichkeit.

Die eine Maya steckt mittendrin. Akademikerin mit gutem Teilzeitjob, 2 kleinen Kindern, Haushalt, Mann.

Die andere – Julia – ist die berufstätige Oma, war selbst berufstätige Alleinerzieherin von 2 Kindern.

„Warum hast Du mir nicht gesagt, was es heißt, eine Mutter zu sein?“ (Hilfe, ich bin eine emanzipierte Mutter S 9)

Und sie jammern in den ersten Briefen vor allem über die Situation. Die Doppel- bzw. Dreifachbelastung, die patriachale Gesellschaft und die Lüge der gelungenen Emanzipation.

Dann suchen sie die Schuld bei den Männern. Maya differenziert sie in 3 Arten Jagdhunde und 2 Arten Familienhunde. Dies entbehrt nicht einer gewissen Komik und weckt durchaus auch Erinnerungen an Männer in meiner Vergangenheit…

Maya hat noch Glück. Sie hat einen Familienhund Goldversion. Das sind die, die sich um ihre Kinder wirklich kümmern, ihre Karriere zurückstecken, eine emanzipierte Frau mögen.

Immer wieder werden mit privaten Beispielen bzw. mit Beispielen aus dem Freundeskreis die Thesen beschrieben. Und es gibt tausend Geschichten, die zum Himmel schreien…

„Das Blöde ist nur, je öfter wir die Geschichten erzählen, umso wütender werden wir, und es dreht uns vor Empörung durch den Wolf, und wir laufen emotional aus dem Ruder, dann müssen wir damit rechnen, als nicht ernst zu nehmende hysterische Weiber ausgepfiffen zu werden.“ (Hilfe, ich bin eine emanzipierte Mutter S 80)

Jetzt geht es zu den ersten Lösungsansätzen! Eine Kinderfrau! Die entlastet Mutter, Vater und Oma. Aber Maya will nicht. Die Frage, wer sich das finanziell leisten kann, wird nicht einmal erwähnt.

Oder keine Kinder mehr kriegen. Diesen Weg wählen immer mehr Frauen, vor allem immer mehr gebildete Frauen.

Unter dem Titel „Mutter-Maria-Syndrom“ wird dann kurz die Falle der Mütter diskutiert, die nicht loslassen können und in Symbiose mit ihrem Kind versinken und „Joseph-Mann mit Eigenschaften“ wird ins Spiel gebracht, dem wir irgendwann gar nichts, schon gar nicht den richtigen Umgang mit den Kindern, zutrauen.

Der Schluss, der gezogen wird?

„Liebe Helena, es gibt keine Lösung. auf alle Fälle keine allgemein gültige. Obwohl es ein kollektiver Notstand ist und ich sicher bin, dass die meisten emanzipierten Frauen so wie du und ich empfinden, gibt es nur individuelle Lösungen, und die muss jede selber finden.“ (Hilfe, ich bin eine emanzipierte Mutter S 220)

Ab Seite 229 gibt es dann zusammengefasst doch noch einige Ratschläge, Tipps, „Anti-Schrecksen-Pillen“. Insgesamt alles Binsenweisheiten, Dinge, die jede Frau weiß. Einige davon sind durchaus umsetzbar, andere hängen an finanziellen und familiären Ressourcen, die nicht jede hat.

Die große Problematik bleibt für mich aber und ließ sich zumindest in meinem Leben nie schöndenken. Das schlechte Gewissen!

Die individuelle Lösung finden, die vor den Augen der Familie, der Gesellschaft und der eigenen Kinder gutgeheißen wird, macht das Ganze wieder zu einem ganz privaten individuellen Problem.

Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Wir haben keine Dörfer, keine Großfamilien mehr. Unsere Kinder können nicht mehr alleine, sich selbst überlassen, auf der Dorfstraße spielen – das ist zu gefährlich und außerdem pädagogisch sicher nicht wertvoll.

Jetzt komme ich in meinen Überlegungen auch wieder zum Anfang – dem Jammern.

Ich hab in dem Buch keine Lösungen gefunden. Es gibt Denkanstöße, die aber in meinem Hirn noch größere Lebensfragen aufgeworfen haben.

Sollen wir alle aus der Arbeits- und Karrierewelt, der Leistungsgesellschaft aussteigen?

Ist es wichtig Kinder zu haben?

Will ich meine Kinder von Kinderfrauen umsorgen lassen?

Sind flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen die Lösung?

Hätte mich ein Hausmann gerettet?

Fragen über Fragen und für jede Frau eine andere Antwort…

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