Kristin Rübesamen – Alle sind erleuchtet… gelesen

Ich bin nicht erleuchtet worden. Ganz und gar nicht. Eher ernüchtert.

Die Rezensionen im Netz haben mich ja schon vorbereitet auf ein ganz und gar nicht leuchtendes Buch und genauso ist es.

Rübesamen

 

Der Untertitel lautet „Bekenntnisse einer Yoga-Lehrerin“, aber wozu sich Kristin Rübesamen bekennt, wird im ganzen Buch nicht klar.

Es werden viele Geschichten angerissen, aber nicht erzählt.

Es werden ganz viele Namen ins Spiel gebracht. Teils von Promis, teils von Yoga-Gurus, aber eigentlich tun sie nichts zur Sache. Naja, vielleicht doch – um Fr. Rübesamen zu zitieren…

Schlicht gesagt, Spiritualität war eine Ware, und um sie zu verkaufen, brauchte man Prominente. (Alle sind erleuchtet, S 171)

Es wird versucht, einen kritischen Blick auf das Yoga-Geschäft zu werfen, auf die LehrerInnen-SchülerInnen-Perspektive. Dieser Blick ist nicht freundlich, teilweise fand ich ihn in der Beschreibung sogar ziemlich verächtlich.

Die Position der Autorin wird nicht klar. Ist Yoga für sie eine spirituelle Angelegenheit oder Gymnastik? Brennt sie dafür oder verdient sie damit lediglich ihr Geld? Mag sie das Leben und die Menschen oder ist sie frustriert?

Frau Rübesamen ist mir als Person durch dieses Buch nicht nahegekommen. Zu nebulös sind viele Beschreibungen. Ich hab mich oft gefragt, warum sie diese oder jene Geschichte beschrieben hat – es fehlt die Pointe, die Erklärung warum die Begebenheit für sie wichtig war.

Am Ende von mühsamen 347 Seiten kam der einzige – für mich – bedeutsame Satz dieses Buches.

Wir werden keine besseren Menschen durch Yoga. Von den Alten hat das übrigens auch nie jemand behauptet. Vielleicht genügt es schon, sich tatsächlich ehrlich die Frage zu stellen, der wir bislang konsequent ausweichen, egal zu wie vielen Jahresabos wir uns durchringen: Wie wollen wir leben? (Alle sind erleuchtet, S 343)

Vielleicht bin ich schon ein wenig erleuchtet, ohne deshalb ein besserer Mensch geworden zu sein, denn dieser Frage stelle ich mich oft und die Antworten fallen immer wieder anders aus.

Angesichts der Amokfahrt in meiner Heimatstadt, die sich am 20. Juni 2015 ereignet hat, stellen sich dieser Frage gerade viele Menschen in Graz.

Es liegt neben der großen Trauer und Erschütterung, ein Hauch von Nettigkeit, von Solidarität, von Hoffnung und von Zusammenhalt über der Stadt.

Ich bin ja keine große Freundin unseres Bürgermeisters, aber er hat einen wunderbaren Satz gesagt: „Wenn jemand eine Spur mit Unmenschlichkeit zieht, dann kannst Du sie nur mit Mitmenschlichkeit füllen.“

Mit oder ohne Yoga ist da eigentlich völlig egal.

Kristin Rübesamen – Alle sind erleuchtet

Hurra, das klingt ja mal vernünftig!

Alle sind erleuchtet und ich nach dem Lesen dieses Buches hoffentlich auch.

Rübesamen

 

Obwohl der Untertitel lautet: Bekenntnisse einer Yoga-Lehrerin! Das werd ich wohl in diesem Leben nicht mehr.

Die Autorin, Kristin Rübesamen, ist zertifizierte Jivamukti und Om Yoga Lehrerin und mir namentlich bekannt aus diversen Yoga-Blogs und online-yoga-Geschichten.

Und Yoga… ja, in dem Leben, das ich führe, wenn ich mal viiiiiel Zeit habe, mache ich jeden Tag gaaaanz lange Yoga und bin sowieso schon ereuchtet.

Diese Sehnsucht hat mich dazu gebracht mir irgendwann im letzten Jahr dieses Buch zu kaufen. Ihr seht, es ist im Juni 2015 immer noch ungelesen… meine Sehnsucht nach Erleuchtung also noch Sehnsucht und nicht Realität.

In der Realität versuche ich grad wieder zumindest jeden zweiten Tag ein wenig Yoga zu machen, da mein Kreuz mich schmerzhaft daran erinnert, dass mein Körper was will von mir.

Falls ihr das auch machen wollt, dann kann ich Euch yoga easy empfehlen. Ganz viele Videos in allen möglichen Längen und Schwierigkeitsgraden gibt es hier um 16 Euro monatlich ins Wohnzimmer gestreamt. Da sollte es dann eigentlich keine Ausreden mehr geben…

Der Buchtitel verheißt schon viel. Yoga ist modern. Wer Yoga macht, ist ein besserer Mensch, sieht sexy aus, ernährt sich gesund, macht sich Gedanken über eine bessere Welt, ist entspannt und gelassen und vielleicht auch ein wenig erleuchtet.

Ich kann Euch sagen, wer Yoga macht, schwitzt, der hat am nächsten Tag Spatzen, der raucht vorher noch schnell eine, trinkt danach ein Bier und macht Yoga, weil er (bzw. meistens sie) Kreuzweh hat und das deutet auf erschlaffte Bauchmuskeln hin. Dazwischen wird mit dem inneren Schweinehund gekämpft, weil auf dem Sofa sitzen und stricken viel gemütlicher ist.

Das Lesen diverser Rezensionen dämpft meine Vorfreude nun ein wenig, wird die Autorin doch ziemlich unsanft verrissen.

Zu meinen momentanen Yoga-Vorsätzen aber vielleicht doch das passende Buch…