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Weihnachten zieht seine Kreise…

Der gestrige Tag war das Ende einer langen Periode der Anspannung. Österreich hat gewählt und erstmals in meinem langen Leben als Wählerin hat die Person/Partei gewonnen, der ich meine Stimme gegeben habe.

Davor gab es einen überlangen Wahlkampf, der sich wirklich schon elendig hinzog. Keine neuen Erkenntnisse konnten mehr gewonnen werden und trotzdem füllten sich die Zeitungen und TV-Sendungen mit immer mehr Worten.

Ich bewege mich ja auch in meiner eigenen Welt und in der gibt es nicht viele Hofer-Wähler (zumindest nicht viele, die sich dazu bekennen). Die paar, die ich kenne, sind keine „looser“. Sie verdienen durchschnittlich bis gut, haben  alle ein Eigenheim, einen Job. Sie haben sich noch nie ehrenamtlich für andere Menschen engagiert, ein paar unterstützen Tierschutzvereine. Alle sind sie gegen Ausländer, obwohl in ihrem Umfeld gar keine vorhanden sind. Alle halten die Altparteien für unwählbar und die Grünen sowieso. Wirkliche Gründe dafür oder dagegen sind selten zu hören, das spielt sich alles auf der emotionalen Ebene ab. Die Emotion ist Hass.

Dies macht den gestrigen Sieg bitter. Die Verlieren sind nicht wenige. Die nächste Wahl steht vor der Tür.

Wie soll ich nun bloß die Überleitung zu den Weihnachtskreisen herstellen?? Vielleicht als Trost? Vielleicht als Wunsch?

Esst ein paar Weihnachtskreise und hofft dabei, dass Weihnachten tatsächlich Kreise zieht in diesem Land.

Friede, Liebe, Mitmenschlichkeit, Dankbarkeit, Demut, Freude und Hoffnung mögen Euch mit jedem Bissen ergreifen.

weihnachtskreise

Guten Appetit!

Der Advent ist da…

Woran ist das zu merken?

Ich habe für drei Tage die Keksfabrik in meinem Haushalt eröffnet.

Schon Mitte November habe ich die Rezepthefte gesichtet, die Dosen gewaschen und das Keksregal aufgebaut.

Regal leer Kekszeitschriften Dosen1

Letzte Woche ging es dann los. Zuerst wurde eigekauft.

zutaten

Im heurigen Jahr wurden es  neunzehn Sorten. Zwölf Sorten die jedes Jahr gebacken werden (Kokosbusserl, Vanillekipferl, Linzer Radl und Co) und dann wurde noch mit sieben neuen Sorten experimentiert.

Jetzt werden alle verkostet und vielleicht schafft eine Sorte die Aufnahme ins Standardprogramm.

 

Teller

Die ersten gefüllten Dosen sind bereits verschenkt…

Nach dieser Backorgie habe ich nur ein schnelles Foto vom ersten Keksteller gemacht. Vielleicht folgen noch schönere… lasst Euch überraschen!

 

Ich hab auch meine tägliche Überraschung.

Frau ist ja nie zu alt für einen Adventkalender! Damit diese Tradition ja nicht gebrochen wird, besorge ich mir zur Sicherheit meinen Adventkalender immer selber.

Was drinnen ist?

Packerl4

Natürlich Wolle! Lauter kleine Ministränge in vielen bunten Farben!

Ich wünsche Euch eine schöne erste Adventwoche. Genießt die Kälte und die Finsternis im Freien und die heimelige Wärme drinnen.

 

Katharina Hagen – Der Geschmack von Apfelkernen

Wieder mal so ein rätselhaftes Buch!

Hagena

Woher kommst Du? Ich kann mich noch erinnern, dass ich das Buch wegen des Titels gekauft habe. Ich esse meine Äpfel nie mit Putz und Stingel und kenne daher den Geschmack von Apfelkernen nicht.

Die Autorin Katharina Hagen kenne ich auch nicht. Sie stammt aus Deutschland und hat schon mehrere Bücher geschrieben. Dieses stammt aus dem Jahr 2008. Mein Taschenbuch in der 15. Auflage aus 2010.

Das Fräulein Sachbearbeiterin meinte, dass ich ihr das Buch mal zu Weihnachten geschenkt habe. Dies kann durchaus sein, kriegt sie doch immer Bücher von mir.

Auf jeden Fall handelt es sich scheinbar um eine Familiengeschichte über drei Generationen. Der Klappentext meint: „Ein Roman über das Erinnern und das Vergessen – bewegend, herrlich komisch und klug.“

Dann wollen wir mal loslegen – der November ist nicht mehr lange!!

Doris Lessing – Die Kluft… gelesen

In meinem Kopf waren in den letzten Wochen viele Gedanken bezüglich Krieg, Flucht, Sorge, Schutz, Hilfe, Angst… Keine guten Momente fürs Lesen oder Schreiben.

Als ob ich es im Jänner schon geahnt hätte, habe ich mir für September das Buch „Zuhause ist überall“ von Barbarea Coudenhove-Kalergi zurechtgelegt – und es nicht gelesen, sondern auf die Seite gelegt. Gleich neben mein neu gekauftes Buch „Auf der Flucht“ von Karim El-Gawhary und Mathilde Schwabeneneder. Beide Bücher sind für mich im Moment nicht lesbar.

Was ich aber schlußendlich doch geschafft habe zu lesen, war das August Buch:

Lessing

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich hab ja vorüberlegt, ob dies ein Buch pro oder kontra Feminismus ist… Ich kann es Euch nach dem Lesen des Buches nicht sagen.

Natürlich geht es um das Verhältnis von Männern zu Frauen zu Männern. Es geht um das Verhältnis der Spalten zu den Ungeheuern. Es werden alle üblichen Klischees verwendet in diesem Buch. Männer sind verantwortungsloser im Umgang mit Kindern, dafür beschäftigen sie sich mit Definitionen und Begriffen. Frauen denken ganzheitlicher und weitsichtiger, sind aber viel unklarer in Aussagen. Die Spalten behandeln die Ungeheuer schlecht, die Männer verhalten sich keineswegs besser den Frauen gegenüber.

Wäre die Welt besser ohne das jeweils andere Geschlecht?

Die Sprache dieses Buches ist nicht die meine und das Ansiedeln der ganzen Geschichte in einer ganz frühen Zeit erinnert mich ein wenig an die Mutmaßungen der historischen Romane, die ich auch nicht mag.

Beim Lesen konnte ich mich auf das Feminismus-Thema gar nicht richtig einlassen. Doch was ich mir aus diesem Buch rausgeholt habe, ist die Anregung über Unterschiedlichkeiten nachzudenken.

Angesichts der weltweiten Ereignisse erscheint mir ein Nachdenken auf theoretischer Ebene, über die Unterschiedlichkeiten zwischen Männern und Frauen gerade sehr nichtig.

Vielmehr habe ich mich gefragt, welchen Unterschied es macht, wo ich geboren bin. In Österreich oder in Syrien. Welchen Unterschied es macht, welcher Religion ich zugeordnet werde (vielleicht sogar, ohne sie aktiv auszuüben). Welchen Unterschied es macht, ob ich viel Bildung bekommen habe oder nicht. Welchen Unterschied es macht, in welchen sozialen Schichten ich mich bewege. Welchen Unterschied es macht, ob ich an mich denke oder ein wenig über den Tellerrand in die Welt schaue. Welchen Unterschied es macht, ob ich Geld habe oder nicht.

Die Entwicklung der Welt wird in Zukunft jedoch keineswegs einfacher werden und die Unterschiedlichkeiten zwischen Männern und Frauen werden im praktischen Zusammenleben der vielen verschiedenen Menschen wieder einen großen Platz einnehmen.

Ich glaube Virginia Woolf hat mal sinngemäß geschrieben: Männer und Frauen sind verschieden. Wichtig ist nur, welcher Wert diesem Unterschied beigemessen wird.

Welche Werte den Unterschieden beigemessen werden…

Dies gilt wohl bei allen Unterschieden, nicht nur bei den Frauen und Männern…

Ganz pathetisch wünsch ich mir (und früher hat das Wünschen ja sogar angeblich geholfen) weniger Bewertung und dafür mehr Wertschätzung von Unterschieden.

 

 

Doris Lessing – Die Kluft

Doris Lessing ist ebenfalls eine meiner Lieblingsautorinnen. Sie behandelt in ihren Büchern so viele Themen, die mich in meinem Leben interessiert haben. Afrika, Kommunismus, Revolution, Frauenthemen…

 

Lessing

Die Kluft habe ich 2011 in Leibnitz – zugleich mit Eva Menasse, Lässliche Todsünden gekauft. Also auch schon gut abgelegen. Gekauft habe ich es weil ich die Autobiographien von Doris Lessing („Unter die Haut“ und „Schritte im Schatten“)geliebt habe, das „Goldene Notizbuch“ mich fasziniert hat und ich mit dem „fünften Kind“ und „Ben in der Welt“ mitgelitten habe.

Immer wieder hat sich Doris Lessing auch kritisch zum Feminismus geäußert und dann die „Die Kluft“.

„Eine mythische Gesellschaft von Frauen wird beschworen, die frei von Intrigen, Eifersucht und Rivalität lebt – eine Gesellschaft ohne Männer. “ – soweit der Klappentext.

Wird das nun ein Buch pro oder kontra Feminismus? Ist es noch notwendig eine Position zum Feminismus zu beziehen? Ist der Feminismus tot? Weil er nicht mehr notwendig ist? Ist er notwendiger denn je, weil die jungen Frauen die Fallen nicht mehr sehen?

Spannende Gedanken schon vor dem Lesen… auf geht’s meine Damen und Herren!!

Lily Brett – Chuzpe… gelesen

Bei diesem Buch dauert das Schreiben darüber länger als das Lesen!

Brett

Schon im Vorfeld habe ich geahnt, dass dieses Buch ein gutes Buch sein wird und so war und ist es.

Die Auswahl der Zitate fällt wirklich schwer, denn es ist fast auf jeder Seite ein Satz in den man sich verlieben kann.

Das fängt schon an auf Seite 6…

„Du redest wie mein Vater“, antwortete Ruth.
„Dein Vater ist völlig in Ordnung“, sagte Sonia.
„Anderer Leute Väter sind immer in Ordnung“, sagte Ruth

Mit diesem Zitat wird auch schon klar, worum es geht. Um eine Vater-Tochter-Beziehung.

Ruth ist die Tochter eines Holocaust-Überlebenden. Sie lebt in New York und er ist im hohen Alter, nach dem Tod seiner Frau, von Australien nach New York gezogen.

Sie haben eine sehr enge Beziehung und es ist nicht immer klar, wer die Eltern-Rolle und wer die Kind-Rolle hat. Sie sehen sich täglich, waren (in einem früheren Buch) auch gemeinsam auf Heimaturlaub in Polen.

Von dort kennen sie auch Zofia und Walentyna – zwei polnische Witwen.

Neben all ihren Alltagssorgen hat Ruth nun auch noch neue Sorgen um ihren Vater Edek und seine beiden polnischen Witwen im Kopf. Die haben nämlich ganz eigene Pläne und stürzen sich Hals über Kopf hinein in ihre Ideen.

Diese ganze Rahmenhandlung rund um Edek, Zofia und Walentyna zieht sich durch das ganze Buch.

Für mich passiert das Interessante allerdings in Ruths Kopf. Ihre Gedanken scheinen keine Pause zu machen und fast jeglicher Gedanke wird gut überlegt, geprüft. Jedes Gespräch in Gedanken durchgespielt, jeder Satz, jedes Wort auf die Waagschale gelegt.

Diese Wortspielereien, dieses Nachdenken über einzelnen Wörter und ihre Wichtigkeit, ihre Bedeutung und ihre Verwendung sind für mich die Krönung dieses Buches.

„Viele Dinge sind nicht normal“, sagte Ruth. „Viele Dinge, die normal sind, sollten es nicht sein. Wenn man abends die Nachrichten sieht, könnte man meinen, dass die Welt von Männern beherrscht ist. Und man hätte recht. Aber das ist nicht normal.“ (Seite 7)

Bevor ich noch das ganze Buch abschreibe, schließe ich mit einem Zitat und lege Euch dieses Buch nachdrücklich ans Herz!

Ruth ließ den Blick an ihrem eigenen Körper hinunterwandern. Er sah wesentlich mitgenommener aus. Vielleicht machten Angst und Anspannung nicht nur der Psyche merklich zu schaffen. Vielleicht wurden Brüste aus lauter Verzweiflung zum Hängebusen, vielleicht gaben sich Oberschenkel und Hintern einfach auf. (Seite 233)

Und dieses Buch hat auch schon eine Empfängerin, die sich hoffentlich darüber freuen wird!

Lily Brett – Chuzpe

Lily Brett… ist Euch hoffentlich schon ein Begriff?!

Sie wurde 1946 in Deutschland geboren und wuchs in Australien auf. Nun lebt sie in den USA.

1999 erschien ihr erster Roman „Einfach so“, der mich damals sehr ergriffen hat. Dann las ich „Zu viele Männer“ und alles „Halb so schlimm“ und vielleicht auch noch mehr. An diese drei Bücher kann ich mich erinnern.

Bei all ihren Büchern hab ich mich immer gefragt, wieviel ist real, wieviel ist erdacht. Wie sehr wirken sich die Erfahrungen der Eltern-Generation auf die Kinder aus und weiter auf die Enkelkinder? Wie weit reicht ein kollektives Gedächtnis?

Ihre Eltern heirateten im Ghetto von Lodz und überlebten Ausschwitz.

Dieser Satz erklärt die Themen in Lily Bretts Büchern und ringt mir immer höchste Hochachtung ab, mit welcher Leichtigkeit und zugleich Schwermut sie über ihre (?) jüdische Familie schreibt.

Und nun „Chuzpe“.
Das Buch ist 2007 als Taschenbuch in deutsch erschienen und genau so lange liegt es schon bei mir. Gekauft habe ich es in Graz und sicherlich wegen der Autorin.

 

Brett

 

Manchmal frage ich mich wirklich, wann und warum ich eigentlich aufgehört habe, wie eine Verrückte zu lesen?

Vielleicht gelingt es mir im Juli wieder in dieses Lesefieber von früher hineinzukommen?

 

Kristin Rübesamen – Alle sind erleuchtet… gelesen

Ich bin nicht erleuchtet worden. Ganz und gar nicht. Eher ernüchtert.

Die Rezensionen im Netz haben mich ja schon vorbereitet auf ein ganz und gar nicht leuchtendes Buch und genauso ist es.

Rübesamen

 

Der Untertitel lautet „Bekenntnisse einer Yoga-Lehrerin“, aber wozu sich Kristin Rübesamen bekennt, wird im ganzen Buch nicht klar.

Es werden viele Geschichten angerissen, aber nicht erzählt.

Es werden ganz viele Namen ins Spiel gebracht. Teils von Promis, teils von Yoga-Gurus, aber eigentlich tun sie nichts zur Sache. Naja, vielleicht doch – um Fr. Rübesamen zu zitieren…

Schlicht gesagt, Spiritualität war eine Ware, und um sie zu verkaufen, brauchte man Prominente. (Alle sind erleuchtet, S 171)

Es wird versucht, einen kritischen Blick auf das Yoga-Geschäft zu werfen, auf die LehrerInnen-SchülerInnen-Perspektive. Dieser Blick ist nicht freundlich, teilweise fand ich ihn in der Beschreibung sogar ziemlich verächtlich.

Die Position der Autorin wird nicht klar. Ist Yoga für sie eine spirituelle Angelegenheit oder Gymnastik? Brennt sie dafür oder verdient sie damit lediglich ihr Geld? Mag sie das Leben und die Menschen oder ist sie frustriert?

Frau Rübesamen ist mir als Person durch dieses Buch nicht nahegekommen. Zu nebulös sind viele Beschreibungen. Ich hab mich oft gefragt, warum sie diese oder jene Geschichte beschrieben hat – es fehlt die Pointe, die Erklärung warum die Begebenheit für sie wichtig war.

Am Ende von mühsamen 347 Seiten kam der einzige – für mich – bedeutsame Satz dieses Buches.

Wir werden keine besseren Menschen durch Yoga. Von den Alten hat das übrigens auch nie jemand behauptet. Vielleicht genügt es schon, sich tatsächlich ehrlich die Frage zu stellen, der wir bislang konsequent ausweichen, egal zu wie vielen Jahresabos wir uns durchringen: Wie wollen wir leben? (Alle sind erleuchtet, S 343)

Vielleicht bin ich schon ein wenig erleuchtet, ohne deshalb ein besserer Mensch geworden zu sein, denn dieser Frage stelle ich mich oft und die Antworten fallen immer wieder anders aus.

Angesichts der Amokfahrt in meiner Heimatstadt, die sich am 20. Juni 2015 ereignet hat, stellen sich dieser Frage gerade viele Menschen in Graz.

Es liegt neben der großen Trauer und Erschütterung, ein Hauch von Nettigkeit, von Solidarität, von Hoffnung und von Zusammenhalt über der Stadt.

Ich bin ja keine große Freundin unseres Bürgermeisters, aber er hat einen wunderbaren Satz gesagt: „Wenn jemand eine Spur mit Unmenschlichkeit zieht, dann kannst Du sie nur mit Mitmenschlichkeit füllen.“

Mit oder ohne Yoga ist da eigentlich völlig egal.

Kristin Rübesamen – Alle sind erleuchtet

Hurra, das klingt ja mal vernünftig!

Alle sind erleuchtet und ich nach dem Lesen dieses Buches hoffentlich auch.

Rübesamen

 

Obwohl der Untertitel lautet: Bekenntnisse einer Yoga-Lehrerin! Das werd ich wohl in diesem Leben nicht mehr.

Die Autorin, Kristin Rübesamen, ist zertifizierte Jivamukti und Om Yoga Lehrerin und mir namentlich bekannt aus diversen Yoga-Blogs und online-yoga-Geschichten.

Und Yoga… ja, in dem Leben, das ich führe, wenn ich mal viiiiiel Zeit habe, mache ich jeden Tag gaaaanz lange Yoga und bin sowieso schon ereuchtet.

Diese Sehnsucht hat mich dazu gebracht mir irgendwann im letzten Jahr dieses Buch zu kaufen. Ihr seht, es ist im Juni 2015 immer noch ungelesen… meine Sehnsucht nach Erleuchtung also noch Sehnsucht und nicht Realität.

In der Realität versuche ich grad wieder zumindest jeden zweiten Tag ein wenig Yoga zu machen, da mein Kreuz mich schmerzhaft daran erinnert, dass mein Körper was will von mir.

Falls ihr das auch machen wollt, dann kann ich Euch yoga easy empfehlen. Ganz viele Videos in allen möglichen Längen und Schwierigkeitsgraden gibt es hier um 16 Euro monatlich ins Wohnzimmer gestreamt. Da sollte es dann eigentlich keine Ausreden mehr geben…

Der Buchtitel verheißt schon viel. Yoga ist modern. Wer Yoga macht, ist ein besserer Mensch, sieht sexy aus, ernährt sich gesund, macht sich Gedanken über eine bessere Welt, ist entspannt und gelassen und vielleicht auch ein wenig erleuchtet.

Ich kann Euch sagen, wer Yoga macht, schwitzt, der hat am nächsten Tag Spatzen, der raucht vorher noch schnell eine, trinkt danach ein Bier und macht Yoga, weil er (bzw. meistens sie) Kreuzweh hat und das deutet auf erschlaffte Bauchmuskeln hin. Dazwischen wird mit dem inneren Schweinehund gekämpft, weil auf dem Sofa sitzen und stricken viel gemütlicher ist.

Das Lesen diverser Rezensionen dämpft meine Vorfreude nun ein wenig, wird die Autorin doch ziemlich unsanft verrissen.

Zu meinen momentanen Yoga-Vorsätzen aber vielleicht doch das passende Buch…

Marlene Streeruwitz – Partygirl… gelesen

Uff, das war ein anstrengendes Buch!

Streeruwitz

 

 

 

 

 

 

 

Nix mit Spaß, Party und Stimmung.

Das Buch hinterlässt Leere und Ratlosigkeit – zumindest bei mir.

Es beginnt in einem düsteren Leben in Chicago und geht quer durch alle schillernden Orte dieser Welt immer weiter zurück bis nach Baden bei Wien.

Von viel Alkohol, Drogen und Sex wird erzählt. Darüber schwebt immer wieder diese Leere, diese Sinnlosigkeit, dieses Dahinschweben im Dasein, aber nie dasein.

Widerliche Menschen begegnen einem in diesem Buch. Wenige Menschen, die frau beim Lesen liebgewinnt.

Madeline Ascher ist die Protagonistin diese Buches und führt uns durch all diese Plätze der Welt. Eine Reise durch die Welt, die auch eine Reise durch ihr Leben ist. Aber egal, wo sie sich befindet, sie fühlt sich fremd. Ob sie jung oder alt ist, reich oder arm, es ändert nichts an ihren Gefühlen. Ihre Gefühle für ihren Bruder Rick, ihre Gefühle zu sich selbst. Alle Menschen scheinen durch sie durchzugehen, sie nicht zu berühren. Sie bleibt eine Beobachterin ihres eigenen Lebens.

Immer wieder möchte man schreien „Mach was!“, aber alle Schreie würden wohl abprallen. Madeline ist versunken in ihrer Psyche, ihrem Leiden, ihrer Unfähigkeit in Kontakt zu treten mit sich selbst und anderen.

Was faszinierend ist an diesem Buch, ist der Stil. Man hat das Gefühl, dabei zu sein, alles zu beobachten, wie in Zeitlupe. Jede Handlung ist bis ins kleinste Detail beschrieben. Das Geschehen ist zum Greifen nah – so wie in Arezzo (Partygirl, Seit 158).

„Die Tür stand offen. Sie mußte nicht läuten. Niemanden aufwecken. Das Haus stand still. In der Mittagssonne. Madeline stieß die Tür mit dem Fuß weiter auf. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die schwere Eichentür. Schob die Tür auf. Sie hatte keine Hand frei. Sie mußte den Plastiksack mit den Einkäufen mit beiden Händen halten. Der Plastiksack war durchgerissen. Die Naht unten war aufgegangen. Die Eierschachtel. Das Mehl. Die Butter. Die Schokolade. Die Marillenmarmelade. Der Zucker. Alles war auf den Autositz zurückgeplumpst. Sie hatte die Lebensmittel in das Plastik eingewickelt, um sie ins Haus tragen zu können. Sie hielt das Platik untern zusammen. Mit der einen Hand. Mit dem anderen Arm umfing sie die Einkäufe. Hielt sie zusammen.“

Man gleitet durch das Leben von Madeline, sieht zugleich ihren Verfall und ihre Fähigkeit über den Dingen zu schweben.

Hat sie ihr Ziel in Chicago am Ende erreicht?